Schwerter zu Mundschutz von Roland Frickenhaus

Veröffentlicht bei Kobinet am 15.04.2020        https://kobinet-nachrichten.org/ Jessen (Elster) (kobinet) Mit starrem Blick homeofficet die Nation nun schon seit Tagen und redet sich ein, dass das, was da gerade global abgeht, nur ein böser Spuk sei und dass man schon morgen wieder zum Ski- und kreuzfahren in die Welt düsen kann, als sei das alles ein temporäres Ereignis, dem man am besten damit begegnet, dass man all das nachholt, was man die letzten Tage nicht durfte. Noch vor wenigen Wochen taten die Großen und Gernegroßen der Welt die Appelle von Fräulein Greta T. als überzogene Reaktion einer Pubertierenden mit Asperger ab. Nun zeigt sich, dass alles viel schlimmer ist und dass Neil Postman ein Kinderbuch geschrieben hat. Leben ist das, was uns passiert und nicht das, was wir plan(t)en; dem wird man wohl nun auch in Akademikerkreisen nicht länger widersprechen. Freunde, das was uns wirklich bedroht, wohnt nicht irgendwo Richtung aufgehender Sonne. Das, was uns gerade zusetzt, entstammt Herzen und Köpfen, die dem Egoismus frönen und die die Vereinzelung anbeten, weil es lukrativer ist, einer dreiköpfigen Familie selbstverständlich auch drei Smartphones und drei Computer zu verkaufen. Schneller, höher, weiter bis man keine Miete mehr für seine Schuhläden zahlt, [...]

2020-04-15T11:33:40+00:00Mittwoch, 15. April 2020|Informationen|

Teilhabe am Arbeitsleben weiterentwickeln – aber wie?

Weiter entwickeln – aber wie? Erfüllt das deutsche System beruflicher Teilhabe die Anforderungen von Inklusion und UN-Behindertenrechtskonvention? Ist es ausreichend personenorientiert? Entspricht es den gesetzlich festgeschriebenen Leitlinien "Selbstbestimmung" und "Wahlfreiheit"? Ist es für die Aufgaben der nächsten Jahre und Jahrzehnte gerüstet? Kaum jemand wird all diese Fragen mit einem eindeutigen Ja beantworten. Die Mehrheit der Experten ist sich einig: Auch nach den Innovationen des Bundesteilhabegesetzes gibt es weiteren Entwicklungsbedarf. Über das notwendige Ausmaß der Reformen gehen die Meinungen jedoch auseinander. Die Debatte bewegt sich zwischen den Polen „behutsame Weiterentwicklung“ und „radikale Umgestaltung“. Mit seiner Buchveröffentlichung „Weiter entwickeln – aber wie? Beiträge zur Zukunft der beruflichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung“ greift der Verlag 53° NORD die Diskussion auf und lässt die unterschiedlichen Meinungen zu Wort kommen. Die Herausgeber Jochen Walter und Dieter Basener haben Vertreter der unterschiedlichen Lager gebeten, ihren Standpunkt in einem kurzen und dezidierten Beitrag darzulegen. Herausgekommen ist ein Meinungsbild, das die Vielfalt der divergierenden Sichtweisen abbildet und das die Herausgeber in eine Systematik gebracht haben. Es bietet damit eine hervorragende Grundlage für künftige Diskussions- und Entwicklungsprozesse. Zweiundzwanzig Beiträge von Selbsthilfevertretern, Praktikern, Einrichtungen und Diensten, Verbänden, Leistungsträgern, Juristen und Wissenschaftlern geben eine Vielzahl von Impulsen für zeitgemäße gesetzliche [...]

2019-12-05T10:19:55+00:00Donnerstag, 05. Dezember 2019|Informationen|

Konferenz „Teilhabe mit LINKS“

Am 29.11.2019 fand in Berlin die Konferenz der Bundestagsfraktion DIE LINKE „Teilhabe mit LINKS – Gute Arbeit für Menschen mit Behinderungen“ statt, zu der ich als Vertreter der „Initiative Inklusion“ eingeladen war, eine Stellungnahme zu einem Antragsentwurf abzugeben. Hier ist sie: Mit der Unterzeichnung der BRK hat sich Deutschland verpflichtet, Teilhabe an den verschiedenen gesellschaftlichen Feldern für behinderte Menschen in denselben Strukturen zu gewähren, die den Menschen ohne Behinderung zur Verfügung stehen und von diesen genutzt werden. Anschließend an den ersten Staatenbericht hat der Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen der UN in „Abschließenden Bemerkungen“ Deutschland aufgefordert, das nun auch umzusetzen: Insbesondere seien das segregierende Schulwesen zurückzubauen und die Behindertenwerkstätten zugunsten einer Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt schrittweise abzuschaffen. Das ist nicht so einfach, und ich möchte das Problem an einem Beispiel erläutern: Vor fast drei Jahren hatten einige Wohnheime, Tagesstätten und Werkstätten in Deutschland Besuch von einer merkwürdigen Praktikantin. In quotensteigernder Absicht hat sich eine Journalistin von RTL als Praktikantin ausgegeben und in diesen Einrichtungen Menschen an ihrem Arbeitspatz und an ihrem Wohnort heimlich gefilmt und entwürdigendes und erniedrigendes Verhalten seitens der Betreuerinnen und Betreuer dokumentiert. Man kann diese Geschichte unter verschiedenen Aspekten betrachten. Einen will ich herausgreifen: [...]

2019-12-05T10:12:27+00:00Donnerstag, 05. Dezember 2019|Informationen|

Inklusion braucht Infrastruktur. Von Roland Frickenhaus

Inklusion braucht Infrastruktur! Veröffentlicht auf www.kobinet-nachrichten.org am 15.07.2019 von Autor Roland Frickenhaus und Hubertus Thomasius JESSEN (KOBINET) Oft ist Einfaches schwer zu machen. Zehn Jahre laboriert unser Land nun schon an so etwas Einfachem wie Inklusion herum. Das dürfte nicht zuletzt auch daran liegen, dass den Verantwortlichen erst allmählich klar zu werden scheint, dass Inklusion nur dann Erfolg beschieden sein wird, wenn parallel auch eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut wird. Es ist wie seinerzeit bei der Erfindung des Automobils. Dass das eine Erfolgsgeschichte wurde, liegt nicht zuletzt daran, dass parallel die erforderliche Infrastruktur (Straßen, etc.) aufgebaut wurde. Vor einigen Tagen erschien im SPIEGEL ein interessanter Artikel mit beeindruckenden Fotos über die sogenannten „Autoträger“ in Nepal in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts: Autos gab es bereits, aber es gab noch nicht überall Straßen. Und so trugen kräftige Männer die Autos oft kilometerlang durch unwegsames Gelände, ehe es wieder befestigte Wege gab und der stolze Autobesitzer allein weiterkonnte. "Die Erfindung war gemacht, aber die Infrastruktur fehlte", so könnte man das Problem jener Tage zusammenfassen. Was das mit Inklusion zu tun hat? Nun, da hat Deutschland die UN-BRK unterschrieben und uns mal eben "Inklusion" bestellt, aber übersehen, dass die Infrastruktur fehlt. [...]

2020-09-02T13:18:46+00:00Freitag, 19. Juli 2019|Informationen|

„Einfach rausgehen“ – Sinnstiftende Arbeit

Weser-Kurier, Stadtteil-Kurier Südost - 01.04.2019 Heinz Becker geht nach 30 Jahren als Leiter der Tagesförderstätte des ASB in den Ruhestand Osterholz. So richtig Ruhestand kommt für Heinz Becker, Leiter der Tagesförderstätte des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in der Elisabeth-Selbert-Straße, offenbar nicht infrage: Lehrtätigkeit an der Hochschule, Netzwerker für den ASB, vielleicht ein Fachbuch schreiben und nicht zuletzt ein großer Garten – so beschreibt er seine Zukunft als Ruheständler nach 30 Jahren als Leiter der Tagesförderstätte. In diesen 30 Jahren haben seine Kollegen und er darauf hin gearbeitet, Menschen mit Behinderungen in die Arbeitswelt zu integrieren. Heinz Becker begann seine Arbeit beim ASB in einer Zeit des großen Umbruchs im Umgang mit Menschen mit Behinderungen. 1988 wurde die Klinik Kloster Blankenburg bei Oldenburg, eine Bremer Außenstelle der Psychiatrie am Klinikum Bremen-Ost, geschlossen. Das war eine Einrichtung, in der Menschen mit geistigen Behinderungen und psychischen Erkrankungen untergebracht waren und dort mehr verwahrt als behandelt oder betreut wurden. Nach der Auflösung mussten die Patienten in bestehende und neuen Einrichtungen im Stadtgebiet untergebracht werden. Darunter eben auch die Tagesförderstätte an der Elisabeth-Selbert-Straße, an deren Vorbereitung Heinz Becker seit 1988 mitwirkte. Für ihn ist die damalige sozialpolitische Entscheidung zur Reform der Psychiatrie eines der großen einschneidenden Ereignisse [...]

2019-05-22T08:54:15+00:00Dienstag, 23. April 2019|Allgemeines, Teilhabe am Arbeitsleben|

Interview Kobinet 12.12.2018 zum Offenen Brief an BAG WfbM und WRD

Herr Becker, können Sie etwas zu Ihrer Person und Ihrer Intention sagen, den Brief zu unterschreiben? Ich arbeite seit 40 Jahren mit Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf oder mit schwersten und mehrfachen Behinderungen, wie man früher sagte. Da habe ich vielfach erlebt, dass dies eine Personengruppe ist, die bei den Diskussionen und Bemühungen zuerst um Integration und jetzt um Inklusion hinten runterfallen. Oft geht es um die „Inklusion der Harmlosen“, um Andreas Fröhlich zu zitieren. Ich halte es mehr mit dem „kategorischen Imperativ“ von Klaus Dörner, immer vom Schwächsten her zu denken und zu handeln. Ich bin zwar selber nicht „schwerst- oder mehrfachbehindert“ und auch kein Vater eines schwer behinderten Kindes, aber aufgrund meiner 40jährigen Berufserfahrung darf ich mir vielleicht anmaßen, stellvertretend für diesen Personenkreis eine Meinung zu äußern. Außerdem sind der Begriff und das Konzept „Inklusion“ inzwischen so entwertet, dass es kaum noch auffällt, für welchen Unsinn sie verwendet werden, ich erinnere an das „Inklusive Kochbuch“ aus Salzburg. Das ärgert mich immer wieder und zunehmend, dieser „Budenzauber“ um Inklusion, wie Udo Sierck das mal nannte. Vor acht Jahren hat der Vorsitzende des Philologenverbandes gesagt, die BRK und Inklusion seien in Deutschland schon umgesetzt, weil es differenzierte Sonderschulen gebe und jede/r [...]

2019-04-12T13:31:43+00:00Freitag, 12. April 2019|Teilhabe am Arbeitsleben|
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